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Potschochter goes crazy

 

 

Potschochter wurde 43. Die Kinder schon 17 und 15.

Plötzlich erkannte Potschochter, dass nun eine neue Ära anbrechen sollte.

Was, wenn die Kinder aus dem Haus sind, der Mann auch nur mehr hinter PC und Konsorten versteckt ist.

Wird Potschochter in ein Leere Nest-Syndrom fallen, von dem er schon so viel in diversen Büchern gelesen hat?

Was soll Potschochter dann mit seiner Zeit anstellen, wenn niemand mehr da ist, um den es sich zu kümmern, sorgen gilt?

Potschochter hatte vor vielen Jahren, man möchte schon Steinzeit dazu sagen, eine Ausbildung zum Dipl. RTA mit Auszeichnung absolviert.

Nun sind aber schon einige Dekaden ins Land gezogen, in denen er sich um die Aufzucht seiner Jungen gekümmert hatte. Zurück in die Welt der Medizin kam für den mittlerweile schon sehr an Selbstwert eingebüßten Potschochter auf gar keinen Fall in Frage. Er fühlte sich zu gar nichts mehr imstande.

Warum nicht ganz was Neues versuchen? Im Rahmen einiger AMS Kurse zog es Potschochter immer mehr in Richtung Technik. Auch dafür hatte das AMS etwas parat.

"Potschochter in Handwerk und Technik".

Das klang doch einmal gut. Sich ausprobieren und schauen was, die in die Jahre gekommenen, Synapsen noch hergaben. Außerdem durfte Potschochter daheim kein Werkzeug anschauen geschweige denn berühren. Denn ihm wurde immer das Gefühl vermittelt, ohnehin nur alles kaputt zu machen.

Doch im Rahmen dieses AMS Kurses begann sich Potschochter immer mehr an die Zeit vor seiner Eheschließung zurück zu erinnern.

Früher hatte er seine Autoreifen selber gewechselt, sein Autoradio selber eingebaut und selbst den Arbeitsspeicher seines, mit dem ersten selbstverdienten Geld erstandenen, PCs aufgerüstet um chello-fähig zu werden.

Sollten all diese Interessen verschwunden sein, oder nur für die Zeit der Kinderaufzucht stillgelegt worden sein?

Nun begann Potschochter aktiv nach sich selber zu suchen. Potschochter hatte stets Freude daran, Probleme zu lösen, er hatte in seinem Leben schon sehr viel durch Versuch und Irrtum gelernt.

Im Rahmen einer dieser "P.i.T" (Potschochter in Technik) Kursen erhielt er als Einziger der Teilnehmer eine schriftliche -in Zeiten der e-mails !!!- Einladung zu einer Infoveranstaltung in der HTL in Potschochterhausen auf Papier in seinen hauseigenen Briefkasten. Dabei ging es um den Beruf des Potschertronikers. Potschochter war von Beginn an fasziniert von der Idee, selber einmal Dinge wirklich reparieren zu können. Die Zusammenhänge zu erlernen.

Noch dazu muss man sagen, dass Potschochter ein tief gläubiges Wesen ist. Irgendwie glaubte Potschochter, dass Gott wollte, dass er auf der Welt ist und ganz sicher auch ein Platzerl für ihn bereit hätte, wo er ein Nest finden könnte für sein Leben. Also verbrachte Potschochter die Zeit der Kinderaufzucht damit, dass er nebenbei ganz viel um Führung und Weisung betete.

 

 

Da Potschochter nach seiner Matura auch nicht wusste, was er machen sollte, und dann als er von der Maturareise heimgekommen war, in seinem Briefkasten eine schriftliche Einladung fand, die von einer Eröffung einer Akademie für den radiologisch technischen Dienst erzählte, und er damals noch mit Menschen arbeiten wollte und Physik auch immer interessant fand, hatte er sich kurzerhand entschlossen, diese Ausbildung zu machen. Das war damals, mit einigen Stolpersteinen doch im Endeffekt gut ausgegangen.

Und irgendwie hatte Potschochter das Gefühl, als würde Gott ihm wieder auf gleiche Weise wie damals nach der Matura den Weg weisen.

In voller Überzeugung, dass diese Einladung zur HTL in Potschochterhausen nur von Gott kommen könne, begann Potschochter im September 2018 eine vom AMS geförderte Ausbildung zum Potschertroniker.

Potschochter war nun in einer Welt von vor Selbstbewusstsein strotzender anderer Wesen. Ob das gut gehen würde? Potschochter meidete normalerweise Menschen, die vor Selbstbewusstsein strotzten, da es ihm so schmerzlich seinen eigenen Mangel vor Augen führte.

 

Es war für Potschochter natürlich ein etwas seltsames Gefühl, als -diplomatisch formuliert- lebenserfahrenster in einer Klasse von 36 Wesen zu sitzen. Da Potschochter ob seines ja fortgeschrittetenen Alters schon nicht mehr all zu gut sah, setze er sich immer in die erste Reihe.

Im Laufe der ersten Tage erkannte Potschochteres Herz plötzlich, dass all seine Klassenkameraden bis auf wenige Ausnahmen, vom Alter her, eigentlich seine Kinder sein könnten.

Es gab sogar einige in der Klasse, die Potschochter "siezten". Auch in der Schule, wenn er zu den einzelnen Unterrichten stapfte, bewaffnet mit dickem Ordner und Burton-Rucksack wurde er stets freundlich von noch jüngeren Schülern die dort lernten ehrfurchtsvoll begrüßt.

Potschochter musste immer innerlich lachen, weil er  annahm, dass das junge Gemüse, wie er die Kinder bei sich zu nennen pflegte, dachten, er sein ein Lehrer.

Potschochter hatte keine Ahnung worauf er sich mit dieser Ganztagsschule einließ. Ihm wurde schmerzlich bewusst, dass sein Partner wie auch seine Kinder ganz schön ins Abseits rückten. Potschochter war innerlich zerrissen. Er wollte doch für seine Familie da sein können, aber in der Schule auch nicht abkacken.

Potschochter's Partner wurde wieder zum emotionalen Kind, das scheinbar mehr Aufmerksamkeit erkämpfte als Potschochters wirklicher Nachwuchs. Potschochters Stundenplan sah vor, dass er von Dienstag bis Freitag von 7:50 bis 16:30 die Schulbank drückte. Montags, da durfte er schon um 12:20 die Bildungsstätte verlassen, um in einer Hausübungsflut zu versuchen sich überwasser zu halten.

 

 

Es gab keinen Lehrer, den Potschochter nicht mochte. Durch seine Lebenserfahrung hatte Potschochter zumindest ein Wissen seinen jüngeren Kollegen voraus. Nämlich, dass auch Lehrer nur Menschen sind. Und wo es Menschen gab, da menschelt es nunmal. So ist das im Leben. Manche können gut erklären. Andere wiederum liefen auf einem anderen Betriebssystem als Potschochter es in seiner Schädelkalotte beherbergte.

So kam es, dass Potschochter in einem Zwischenbericht doch vier Dreier einfuhr.

Aber wenn man Potschochters Alter in Betracht zog, konnte er eigentlich ganz zufrieden damit sein.

Ein Klassenkollege erzählte Potschochter, dass im Fach Mechanik nun in drei Monaten Stoff gemacht wurde, der normalerweise in drei oder zwei  Jahren Fachschule gemacht wird.

All die Formeln und neuen Zusammenhänge die nun auf Potschochter einprasselten, fühlten sich an wie von einem fremden Planeten. Potschochter mochte auch imstande sein, sich die eine oder auch andere Formel zu merken, war jedoch nicht fähig sie auch anzuwenden, was sich an der jüngsten Hydraulikprüfung zeigte. Noch weiß Potschochter nicht, ob er diesmal positiv sein wird. Aber er hat ein ganz mieses Gefühl.

In Elektronik dürfte sich Potschochter im Moment ein bisschen erfangen haben. Aber mal abwarten. Es wird immer schwieriger und immer schneller im Lehrstoff weitergegangen.

Potschochter kommt wenigstens nicht zum Nachdenken über die Misstände in seinem Leben. Das ist ja auch schon einmal gut, oder? So gesehen könnte man diese Ausbildung als Therapie für Potschochter anerkennen.

Aber ist Ablenkung wirklich immer die Erste Wahl?

Ist das gesund?

Eines weiß Potschochter ganz gewiss. Ohne seinen Schöpfer könnte er keinen einzigen Atemzug tun.

Potschochter wird auch weiterhin um Weisung und Unterscheidung seiner Ideen beten.

 

Potschochter liebt es zu schreiben. Einfach den ganzen Gedankenschrott aus der Schädelkalotte über die Finger auf einen Bildschirm zu transferieren. Das macht Potschochter wirklich großen Spaß.

Am meisten träumt Potschochter davon, mit dem was er schreibt das eine oder auch andere humanoide Wesen zu erreichen.

Aber was hat Potschochter schon groß mitzuteilen? eigentlich gar nichts. Aber es befriedigt Potschochter ungemein, wenn die Finger über die Tasten huschen.

Einer von Potschochters Vortragenenden sagte mal: "Zu Weihnachten ist eine gute Zeit, einmal nachzudenken und zu schauen, ob der Weg auch der richtige für die Schüler sei"

Nun, jetzt ist Weihnachten und Potschochter kämpft mit sich selber.

Einerseits gibt es da echt so viel Neues zu entdecken. So viel, was Potschochter noch gerne lerenn möchte.

Potschochter will lernen, wie man Internetseiten gestaltet. Potschochter will aber auch, wenn mal was im Haus kaputt ist, es selber reapiererrn können, ohne einen Techniker rufen zu müssen.

Was ist wenn Potschochter einmal alleine ankommt, die besser Hälfte nicht mehr da ist. Was soll Potschochter dann machen?

 

Wie soll Potschochter seine Zeit verbringen? Was kann Potschochter eigentlich wirklich?

Er weiß es nicht und ist ziemlich par terre.

Soll Potschochter nun klein bei geben und sagen." Es war nichts? Oder soll Potschochter in absolut naivem Vertrauen diesen Weg weitergehen und schauen was die Zukunft bringt?"

 

Was soll Potschochter machen?

 

Wer kann eine Fortsetzung dieser Geschichte erdenken?

 

Nachtrag: Die Hydraulikprüfung entpuppte sich nun doch nicht als so schlecht, wie Potschocher angenommen hatte. Er schaffte auf wundersame Weise ein GUT.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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