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Zaungast des Lebens

Es war mal wieder so ein Tag, an dem Potschochter mit seinem Gedanken-Karussell zu kämpfen hatte.

Die Töchter bald 20 und 22, also an der Schwelle zum echten Erwachsen sein.

Potschochters Lebenspartner, genauer gesagt, Ehepartner in einer Phase des bereits von einer Sucht in die andere übergegangen zu sein.

Zuvor war es der Alkohol. Nun ist es der Sport.

 

Potschochter bekam eine Einladung zur Feier einer 40 jährigen Hochzeit. Diese Einladung war von einem ganz lieben, Menschen, der eigentlich

im Erwachsenalter dann der Grund war, warum Potschochter zu Gott gefunden hatte.

Dieser Mensch ist der einzige gewesen, zu dem Potschochter, in seiner Zeit vor dem Umzug mit zwei kleinen Kindern, Zugang gefunden hatte.

Auch wenn er jetzt kaum mehr Kontakt zu dieser Person hat, so ist es ihm ein Bedürfnis daran teilzunehmen.

Also fragte Potschochter seinen Ehepartner, ob dieser Lust hätte, diese Einladung anzunehmen

Wie zu erwarten war, lehnte dieser ab.

Nun steht Potschochter vor der Entscheidung, alleine hinzugehen, um dort dann erklären zu müssen, warum er alleine kommt oder auch daheim zu bleiben.

Ein sogenanntes Dilemma.

Also versucht sich Potschochter beide Szenarien vorzustellen, um dann entscheiden zu können.

 

Szanario 1:

Potschochter geht alleine hin. Alle anderen dort Anwesenden sind Paare. Potschochter sitzt allein dort und ist Zaungast eines, wie er ihn nennt, Lebenspornos.

Denn was ist eine Feier eigentlich genau? Im Prinzip ist eine Feier, eine Zusammenkunft gleichartiger Lebewesen,  die sich freuen, einander zu sehen und miteinander ein Stück dieses Lebens teilen wollen.

Wenn man das dann beobachtet als jemand, der nie gelernt hat, sein Leben zu feiern, dann kann so ein Fest, wie emotionale Pornografie empfunden werden.

Warum Pornografie. Denn Pornografie ist immer etwas, das man nie erreichen kann.

Etwas das einem eine extrem hohe Latte, die ein Teil von einem selbst zu erreichen wünscht, vor Augen führt.

 

Szenario 2:

Potschochter bleibt auch daheim, weiß aber, dass er da etwas verpasst, weil das eine Chance wäre für Potschochter zu lernen, wie man sozialer wird.

Aber vielleicht ist Potschochter längst ein sozialer Mensch, der einfach nur durch seine psychische Instabilität und seinen treuen und anhänglichen Minderwertigkeitsgefühlen und Ängsten ausgebremst wird.

Was wenn, diese Einladung ein Zeichen von OBEN ist, eine Hand, die ihm entgegengestreckt wird, um zu netzwerken?

Um vielleicht Leute kennenzulernen, die vielleicht auch beruflich für ihn interessant werden könnten. Denn wer weiß, wie lange das in der jetzigen Position noch hält?

Und mit Einladungen hat Potschochter ohnehin seine eigene Geschichte.

 

Also, Entscheidungs-Ohnmächte treiben Potschochter regelmäßig Tränen in seine lieben Kulleräugelchen. Also suchte er sich einen Platz, wo er diesen unbemerkt freien Lauf lassen konnte.

Dazu diente die kleine Kapelle, die sich in dem naheliegenden Friedhof befindet. Also setze er sich dort auf die Bank und schluchzte mal ordentlich.

Dann flehte, er zu Gott, er möge doch so gnädig sein und mit ihm sprechen.

Dann fiel ihm sein Handy ein, das er mit hatte. Er hat ja diese Bibel-App. Da gibt es immer den Spruch des Tages.

Er lautet "Deshalb beugt euch unter Gottes mächtige Hand. Dann wird Gott euch aufrichten, wenn seine Zeit da ist"(1.Petr 5:6)

Damit konnte Potschochter natürlich nicht so viel anfangen, weil er nicht so gescheit ist wie alle anderen in seiner Gemeinde.

Also dachte er sich, den Spruch mal im Gesamtkontext zu lesen.

Als nächster Vers kam:

"Ladet all eure Sorgen bei Gott ab, denn er sorgt für euch."

Wow, das hat gesessen. Denn genau diesen Spruch gab es auch beim letzten Gebetsreffen als Input.

Da wurde auch das Wort werfen erklärt.

Denn dieses Werfen ist ein bewusstes "von-sich-selber-Wegschmeißen". Und nicht nur ablegen, so dass man es mi Zweifelsfall wieder an sich nehmen kann.

Nein, es bedeutet Wegwerfen, so dass man es nicht mehr findet und im Idealfall so weit weg ist, dass man es gar nicht mehr erreichen kann.

 

Also stellte sich Potschochter vor das Kreuz dort auf und warf imaginäre Bälle auf Jesus, der dort am Kreuz hing.

Seine Bälle hießen:

 

-Entscheidungsfindung bezüglich der Einladung zur Rubinenen Hochzeitsfeier

-berufliche Situation

-EHE

-aktuelle Freunde/Partner der Töchter und deren Zukunft

-neue Ziele

-Kompetenzfindung von Potschochter

-Lebenssinn

 

Und wisst ihr was. Potschochters Tränen trockneten auf der Stelle.

Er konnte nun erhobenen Hauptes aus der Kapelle treten wischte sich noch über das Gesicht und trat den Heimweg an.

Jetzt hockt der kleine Nasenbohrer da und klopft die Erkenntnisse dieses Morgens in den geduldigen Bildschirm.

 

Die Entscheidung wird nach dem Gottesdienst fallen, ob er sich den Pornoschmerz antun wird oder nicht.

Vielleicht hält ja der heutige Gottesdienst eine Antwort bereit. Potschochter ist zuversichtlich.

 

Also wünschen wir dem kleinen Wicht, alles Gute auf seinem weiteren Lebensweg und, dass er richtige Entscheidungen fällen wird.

 

 

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